DongXi

Teil 2: Das Leben des Schamanen

8. Kapitel |

Psychotischer Zusammenbruch oder spiritueller Aufbruch?

Neuere Ansichten

"Psychotischer Zusammenbruch

oder spiritueller Aufbruch?“

- Neuere Ansichten -

Von äußeren Faktoren haben wir genug, übergenug, mehr, als die wuselnden Gelehrten je zu einem einzigen Ganzen werden verknüpfen können, genug, um die geschäftigen Popularisierer bis ans Ende ihrer Tage mit Stoff für ihre helläugige- wissenden Ergüsse zu versorgen; doch über die inneren Fakten - das, was im Zentrum vorgeht, wo die Kräfte unseres Schicksals sich zuerst bemerkbar machen - wissen wir noch viel zu wenig. William Barrett
Der Geist des Schamanismus Roger N.Walsh
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[...] Jahrzehntelanger Versuch ungeachtet, sie in diagnostischer

Schubfächer zu pressen, widersetzte sich Schamanen einer glatten,

griffigen >> PSYCHIATRISIERUNG<<.

Gewiss können ihre Initiationskrisen als seelische KRISENPHASEN,

zuweilen sogar als kurze Psychosen gesehen werden, doch ihre

visionäre Reisen und veränderter Bewusstseinszustände sind unter

Kontrolle, dienen nützlichen sozialen Zwecken und sind klar unter

scheidbar von den schizophrenen Wahnvorstellungen, mit denen man

sie oft verwechselt hat.

Gerade die INITIATIONSKRISE hat immer wieder für Aufsehen gesorgt

(wobei man stets daran denken muss, dass sie nur bei einem kleinen

Prozentsatz der Schamane auftritt).

Am wichtigsten ist womöglich aber nicht die Krise selbst, sondern

deren Ausgang.

Denn >> der Schamane ist nicht einfach ein Kranker <<, wie Eliade

schreibt, >> er ist vor allem EIN KRANKER, DER SICH SELBER GEHEILT

hat <<.

So gesehen >> ist der Schamanismus, keine Krankheit, sondern das

GEHEILT WERDEN von einer Krankheit<<. [...]

[...] Der GEIST STREBT STÄNDIG NACH BEFREIUNG aus deinem

Gefangensein in eingefahrenen oder konventionellen psychischen

Strukturen. SPIRITUELLE ARBEIT ist der Versuch, diese dynamische

Energie freizusetzen, die sich aus ihrer erstickende Fesselung an alte

Formen losreißen muss …

Wird im Entwicklungsprozess eines Menschen diese Arbeit der

Geistfreisetzung zwingend nötig, wird sie nicht freiwillig, in Kenntnis

des Ziels mit beträchtlicher Anstrengung in Gang gesetzt, so neigt die

Psyche dazu, selbst diE INITIATIVE ZU ERGREIFEN und die bewusste

Persönlichkeit zu überrollen …

Die individuierende Psyche verabscheut die Stasis, wie

die Natur das Vakuum verabscheut.

[...]